Tag 152: Ätna

B: Wir wachen auf diesem Parkplatz auf, der etwas außerhalb von Nicolosi liegt, und sehen Jogger, Mountainbiker, Cross-Motorräder und Familien auf Rädern, die das Rund des Platzes umkreisen – ganz schön was los hier sonntags morgens. Von hier aus fahren wir zu dem Rifugio Sapienza, das auf ca. 1.900m liegt. Hier gibt es ordentlich viel Schnee und offensichtlich treibt es viele Leute sonntags hierher um Ski oder Schlitten zu fahren. Einige Ristorante und Hütten stehen hier oben zur Bewirtung bereit (wobei die meisten Italiener es vorziehen, vor ihren Heckklappen zu stehen und frierend belegte Brötchen zu essen). Der Parkplatz ist gut gefüllt mit PKW und Bussen, auch ein paar Camper stehen hier. Die Gondel, die von hier aus die Leute nach oben bringt, geht bis auf 2500m. Und ab April fahren ab der Bergstation der Gondel Geländebusse bis auf 3000m. Ab da kann man dann mit einem Bergführer noch in Richtung Gipfel laufen. Jetzt im Februar geht das aber nicht. Wir gehen also vom Parkplatz aus in Richtung zweier Krater, von denen einer 2001 ausgebrochen war und der andere, „Crateri Silvestri“, 1891. Auf beide kann man hochsteigen, was wir dann auch machen. Zu dem ersten, niedriger gelegenen, ist es eher ein Spaziergang. Auf den Rand des Kraters ist man schnell gelaufen, und hat den Blick auf sein inneres Rund frei, sowie immer mal wieder, wenn die Wolken nicht zu dicht hängen, auf die Landschaft und die Orte am Fuße des Ätna. Ein schönes Gefühl hier zu stehen und zu schauen! Manche sind anscheinend mit dem Schlitten da rein gefahren, auch eine schöne Idee. Um auf den anderen Krater zu kommen, müssen wir uns schon etwas mehr anstrengen. Da geht es 25 min. richtig bergauf. Der Hang ist nicht weiß, sondern lavafarben. Beim Hochgehen sehen wir, dass der Schnee unter den kleinen Lavasteinchen ist, also ist hier offensichtlich das Geröll von dem Hang runtergepurzelt, nachdem es geschneit hatte. Wir kraxeln auf dem etwas schwierigen Untergrund nach oben, und toll, es ist gar nicht so weit, wie gedacht und von da oben haben wir natürlich den besten Blick. Und genau jetzt kommt für ein paar Minuten die Sonne raus! Es ist ein erhabenes Gefühl hier oben zu stehen, drüben sieht man Leute Skifahren und unter uns den Parkplatz, die Häuser, die schneebedeckten Lavahänge. Schnell zieht es sich wieder zu und wir machen uns an den Abstieg. Als wir beim Klaus ankommen, hat sich der Parkplatz deutlich geleert. Wir schauen noch nach, wo in Catania, was unser nächstes Ziel sein wird, ein guter Stellplatz zu finden ist. Das hätten wir besser ein paar km weiter unten gemacht, denn jetzt, wo wir losfahren, fängt es an zu schneien und zwar richtig.

M: Da haben wir es wieder, unser Thema mit den Reifen. Sommerreifen sind eben an manchen Stellen Europas im Winter nicht die beste Wahl;) Wir sind auf knapp 2000m, es schneit, die Temperatur geht gegen 0°C – auweh! Eine Möglichkeit wäre, eben doch oben zu bleiben und die Nacht auf dem auch für Camper vorgesehenen Refugio-Parkplatz zu verbringen – die andere eben die, halt doch zu fahren. Also los, den Klaus immer schön sachte um die Tornantes gelenkt und das Außenthermometer im Blick. Bis hinab auf ca. 1.300m bleibt die Temp. auf 1°C – das hatte ich mir anders vorgestellt! Bald geht der Schnee in fiesen Regen über – wenn das mal nicht auf der Straße anfriert…. Nun, es geht  gut, der Klaus hat uns nicht im Stich gelassen und in der Höhe von Nicolosi steigt die Temperatur auf ca. 4°C und ab da wird die Straße mehr und mehr zu einer Regenrinne. Es geht immer kerzengerade Richtung Catania, durch dessen Vororte (z.B. „Misterbianco“ :)) und die stetig abwärts führende Straße verwandelt sich in einen Sturzbach. Kanalisation gibt es zwar, aber das Wasser quillt eher aus den Abflüssen heraus, als dass es dort ablaufen könnte. Ziemlich verrückt, wie Weltuntergang. Auch hier kommen wir letztlich gut durch (wenn auch langsam), quälen uns mitten durch die Großstadt Catania, frustrieren uns bei der Suche nach einem passenden Stellplatz in Altstadtnähe, denn die vorher rausgesuchten (Park-)Plätze sind entweder zu laut, zu voll oder einfach für uns nicht erreichbar. So beschließen wir nach etlichem Rumgenerve dann doch, den nächstgelegenen Campingplatz anzusteuern. Dieser befindet sich in einem Vorort, leider wieder ca. 10km vom Zentrum entfernt, dafür direkt am Meer. Der Empfang dort am Campingplatz Jonio ist furchtbar nett, eine junge Italienerin nimmt uns hier auf Deutsch jeden Sprachkauderwelsch ab und versichert uns, dass das platzeigene Restaurant später öffnet. Auf kochen haben wir heute überhaupt keine Lust mehr, da nehmen wir es diesmal gerne hin, dass wir dann mal wieder in einem sehr, sehr leeren Restaurant sitzen…    

M: Das war ein spannender Tag heute auf dem Ätna. Wochenlang hat er uns immer wieder seinen Gipfel vorenthalten und sich dauernd in mehr oder weniger fette Wolken gehüllt – aber heute sehen wir bis auf seine höchste Höhe hinauf – immerhin ca. 3.340m (das variiert)!
Das fand ich die ganze Zeit über sehr interessant: Der Ätna beginnt praktisch bei 0 Meter Höhe – direkt am Meer. Dann steigt er ganz allmählich -ohne große Dramatik- an, um dann eben bei über 3.300m seinen Gipfel zu haben. Das sieht von den umgebenen Regionen überhaupt nicht danach aus, wenn man mal bedenkt, wie sich z.B. einzelne Gipfel in den Alpen mächtig auftürmen – und  dort steht man selbst auch schon auf irgendeiner Höhe. Leider verpassen wir  oben auf 2.000m den weiten Blick ins Tal und zum Meer, denn dazu schieben sich immer wieder viel zu schnell dramatische Wolkenlandschaften vor das irrwitzige Panorama. Das kennen wir ja schon in Zusammenhang mit dem Ätna, nur diesmal schauen wir halt von oben! auf manche der Wolken herunter.

Und wir verstehen, warum der Ätna unbedingt auch zum UNESCO-Welterbe gehört und dort seit 2013 auch gelistet ist.   

      

 


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