Bettina von Nottbeck (B): Schon lange hatte ich die Idee, eines fernen Tages, wenn wir mal in Rente sind, mit Martin im Camper durch die Lande zu ziehen. Erst trafen wir Menschen, die uns zeigten, dass man dazu nicht unbedingt bis zur Rente warten muss, und dann, als Martin sich entschied, nach über 4 Jahren Fernbeziehung zu mir ins Allgäu zu ziehen, meinte er, dass doch jetzt, bevor wir in Wangen ein gemeinsames Leben starten, der ideale Zeitpunkt wäre, um so eine Reise zu machen. Er war ja sowieso gerade dabei alle Zelte abzubrechen – und ich? Ich merkte, dass ich an einem Punkt war, an dem es einfach passte, beruflich und überhaupt in meinem gewohnten Leben in Wangen eine Pause einzulegen. Mein jüngstes Kind wurde volljährig, die Katzen waren bei meiner Mutter willkommen, also konnte es 2014 losgehen.
Spanien oder Griechenland waren jahrelang in der Schulzeit meine Ziele in jeden Sommerferien. Nach dem Abitur mit 18 bin ich mit meiner Freundin Dörthe auf meine erste große Reise gestartet. Damals sind wir mit dem Rucksack nach Südostasien und Australien losgezogen (o.k. Dörthe mit dem Koffer 🙂 ), ein paar Jahre später war Indien mein großes Ziel. Danach war erst mal Zeit für Familie dran – doch in einem Eckchen in meinem Herzen blieb immer die Sehnsucht danach wieder eine längere Reise machen zu können.
Ganz bewusst soll es diesmal ‚nur‘ Europa sein. Wie viele Orte und Landschaften habe ich hier noch nicht gesehen! Martin und ich haben uns das Limit zeitlich gesetzt – ein Jahr ist der Zeitraum, in dem wir uns Europa gönnen. Wir müssen keine Route geschafft haben in dieser Zeit. Und keine bestimmten Ziele verfolgt haben. Wir haben zwar Stecknadeln in eine Europakarte gesteckt, aber ob wir an diesen Orten tatsächlich am Ende dieses Jahres waren, wird sich rausstellen.
Ansonsten: bin ich 62er Jahrgang, habe 3 Kinder und habe als Tanztherapeutin 9 Jahre in einer psychosomatischen Klinik im Allgäu gearbeitet.
Martin Schmitt (M): Was bleibt hier noch offen – B: hat ja schon alles geschrieben, oder? Außer vielleicht mein eigener Steckbrief: ’61 geboren, mit Werkzeug in den Händen und Eigensinn im Kopf aufgewachsen, Abi, BW, dann – oh Schreck, auf einmal Zulassungsbeschränkungen an der TH in DA, es galt, Zeit zu überbrücken. So ist der erste Lebensplan gleich mal hinfällig gewesen und das Studium wurde irgendwie durch eine KFZ-Mechaniker-Lehre ersetzt. Dann dageblieben, Meister nachgeschoben, Werkstattleiter, Betriebsleiter, Bruch. Aufbruch, Neuanfang, Selbständig, IT. Mitarbeiter, Sohn!, Trennung, immer weiter so. 17 Jahre Autos, dann 17 Jahre IT, dann war für mich beides ausgeleiert.
Vor bald 5 Jahren beim Klassentreffen Bettina kennengelernt (nach 31 Jahren wieder!), schwer verliebt (anhaltend!), neue -gemeinsame- Lebenspläne geschmiedet, nix bereut und nun im Klaus unterwegs. Wenn mir das mal jemand vor 5 Jahren gesagt hätte – ein mildes Lächeln wäre die Antwort gewesen.
Und so könnten wir beide zusammen wahrscheinlich immer weiter fahren, mit Bettina zusammen mache ich das gerne auch bis zum Mond, aber: Irgendwann müssen wir zurück und nochmal Geld verdienen. Bis dahin lassen wir es uns erstmal richtig gut gehen und schauen, was der nächste Tag so bringt:)