B: Beim Rausschauen heute früh müssen wir feststellen, dass es sehr wohl gute Gründe für die vielen Parkplätze hier am Ende dieser Straße in Cassis gibt. Deutliches Stimmengewirr weist darauf hin, dass wir an einer Schule geparkt haben, deren Eingang wir gestern Abend nicht gesehen haben, so unscheinbar ist er. ALLE Parkplätze sind besetzt und wir belegen einige davon 🙁 Aber wo sollen denn dann die angegebenen Stellplätze sein? Die Antwort bekommen wir von der freundlichen Politesse, die dann vorbei kommt, um uns zu sagen, dass wir hier nicht bleiben können. Sie zeigt uns, wo diese Plätze sein sollen. Wir finden sie sind schwer zu erkennen – es sind etwas größere Parkplätze geziert von weißen Schriftzügen (Camper), die ein paar Meter weiter weg von der Schule liegen.
Nicht weit von hier ist ein Campingplatz, der ‚Camping Les Cigales‘. Ich bin, wie so oft, erst mal skeptisch. Wie, der hat nur 2 Sterne? Da werden ja die Toiletten entsprechend aussehen! Martin redet in solchen Fällen sanft auf mich ein und meint, wir könnten doch mal schauen. Der Platz ist völlig ok, und bald lerne ich auch den netten Putzmann kennen, der Stunden am Tag damit zu verbringen scheint, Duschen und Toiletten mit dem großen Wasserschlauch zu reinigen, immer bester Laune und mit jedem zu einem Schwätzchen aufgelegt. Ich weiß jetzt auch, dass er die Deutsche Nationalmannschaft klasse findet 🙂 Nach unserem Frühstück erkundet Martin erst mal alleine die Stadt Cassis und später machen wir noch einen gemeinsamen Gang dort hin. Mit dem Fahrrad hier in den Ort zu fahren ist keine gute Idee, außer jemand quält sich gern hinterher den Hang wieder rauf. Aber laufen geht gut. Cassis kann lässig mit St. Tropez mithalten, so schön ist es! Nur ist es nicht ganz so aufgetakelt an seinem kleinen Hafen. Es hat alles, was so ein Städtchen am Meer braucht: den Hafen mit Cafés und Restaurants, kleine Gassen, wunderschöne Häuser, kleine Läden und sogar einen Strand. Nicht weit davon ist die gut ausgestattete Touristinfo. Da holen wir uns v.a. eine Wanderkarte für die Calanques, zu denen es von hier aus geht: kleine Fjorde, die man sich erwandern kann.
M: Auch hier wieder: Calanques? Nie vorher davon gehört. Das mit den Fjorden ist der eine beschreibende Aspekt. Der andere ist, dass es sich auch wieder um ein kleines Gebirge handelt – wie das Massif de l’Esterel, das wir vor einigen Tagen kennengelernt haben. Und obwohl zwischen beiden Felsansammlungen gerade mal 100km Luftlinie liegen, sind sie so unterschiedlich, wie sie nur sein können…
Naja, auch die Calanques wollen wir in den nächsten Tagen für uns erschließen, dann mehr dazu.
Nochmal zum nächtlichen Stellplatz: Es war also eine Schule, die sich am Vorabend in der Nacht höchstens als ausbruchssicheres Schwererziehbaren-Heim dargestellt hat … und das mit dem kleinen Tor und dem Stacheldraht obendrauf ist genau das: Der Eingang zum Pausenhof. Fragt sich nur, ob da keiner rein oder raus soll?
Hm, dass die kommunale Ordnungsamt-Mitarbeiterin eine „freundliche“ Politesse gewesen sein soll, bezweifle ich als derjenige, der mit ihr Kontakt hatte. Die gute Frau kam mit ziemlich Dampf auf uns zu, nachdem sie offenbar erst mal in der Schule informiert wurde, dass wieder so ’ne Camperdeppen (also wir) auf den regulären Schulkörperparkplätzen stehen würden. Erst nachdem ich ihr zeigen konnte, dass das von ihr bemühte Camper-Verbotsschild bei der Anfahrt kaum/schlecht/nicht zu sehen sei, wurde sie etwas angenehmer und erst nachdem ich mich gelehrig zeigte in Hinsicht auf die korrekte Positionierung unseres Klaus, konnte man ihr das Attribut „freundlich“ verleihen;) Allerdings haben wir uns dann nicht mehr dahin bemüht, sondern sind gleich zum Campingplatz weitergefahren.
Es ist schon seltsam: Wo noch vor zwei Tagen etwas weiter östlich an der Côte d’Azur in Agay, in St. Raphael und auch in St. Tropez definitiv Vorsaison war, ist hier in Cassis schon mächtig was los.
Beweis: Die Restaurants und Cafés rund um den Hafen sind proppenvoll, auf dem Markt herrscht Betrieb, der Verkehr kommt zum erliegen, als Parkplatz muss jede noch so ungeeignete freie Restfläche herhalten = Saison!
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