B: Dann soll die Reise von den Klöstern aus weiter gehen. Aber wohin? Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir uns vor einer klaren Entscheidung gedrückt. Nach rechts – Istanbul? Nach links – Italien? Schlussendlich sind wir uns einig: es soll jetzt nach Italien gehen. Auch wenn der Gedanke bleibt: Jetzt waren wir doch so nah dran! Auf nach Igoumenitsa, von wo aus die Fähren starten. Gegen 19 Uhr sind wir dort und gehen gleich in das erste Ticketbüro, das vertrauenswürdig aussieht. Gut, um 1 Uhr in der Nacht geht das nächste Schiff, das uns mitnehmen kann: Schlafkabine ja oder nein? Für mich ist schnell klar: ja! Die Vorstellung mich eine Nacht bei laufendem TV und Neonlicht in irgendeinem Sessel rumknäulen zu müssen, finde ich so grässlich, dass wir eine Kabine nehmen, auch wenn das Ganze dadurch viel teurer wird. Nachdem wir ein bisschen den Klaus aufgeräumt und unsere Sachen für die Fähre gepackt haben, gehen wir noch in einen ehrlichen griechischen Schnellimbiss, dann wird es schon Zeit uns im Hafen in der Schlange anzustellen, wo Fahrzeuge und Menschen auf die besagte Fähre warten. Bloß: die kommt erst mal nicht. Als sie dann endlich mit ca. 1stündiger Verspätung da ist, werden wir aus der Schlange rausgewunken, wir (nicht LKW, nicht PKW) scheinen (noch) nicht ins Konzept der hektischen Einweiser zu passen. Und wenn sie uns jetzt vergessen? Tun sie aber nicht. Später werden wir zwischen dicke Laster eingepfercht. Wir suchen und finden unsere Schlafkabine und da es mittlerweile ca. 2 Uhr ist, sind wir todmüde. Kabine und Bad sind zweckmäßig eingerichtet, aber ich bin’s zufrieden. Hauptsache dunkel machen und in die Horizontale ausstrecken können. Schlafen kann ich nicht gut, heiß ist es und brummig (und mich lässt das Fährunglück von vor ein paar Wochen nicht unbeeindruckt). Am Morgen klopft und ruft es: das war offensichtlich der schiffseigene Weckdienst! Da muss ich doch noch weggedöst sein. Wir nutzen beide die Dusche (ist ja nicht so selbstverständlich die eigene Dusche in Normgröße). Vorne im ‚Aufenthaltsraum‘ dann sehen wir Brindisi schon näher kommen. Das liebe ich ja am Fähre fahren, das Einlaufen in den Hafen. Und dann sehen wir tatsächlich die ausgebrannte ‚Norman Atlantic‘, die vor Kurzem noch so unglücklich in den Schlagzeilen stand. Links an der Hafeneinfahrt liegt sie wie ein verrußtes Mahnmal.
Wir finden stadtnah einen großen Parkplatz, frühstücken und gehen dann in die Stadt. Brindisi ist eine hübsche Stadt, aber wir sind mal wieder zur falschen Uhrzeit da. In der Mittagszeit ist hier, wie auch in griechischen Städten, nichts los, die Geschäfte sind alle zu. Die Übernachtung später auf demselben Parkplatz ist etwas unruhig. Da lassen Busse nachts ihre Motoren laufen, frühmorgens lärmt die Müllabfuhr.
M: Auf dem Weg durch das nordgriechische Bergland decken wir uns am Straßenstand noch mit dem Nötigsten ein – irgendwie haben wir uns wohl an das einfache griechische Essen gewöhnt und dann bereiten wir dem Straßenverkäufer (der lange Zeit in Deutschland war und dessen Sohn in Augsburg geblieben ist) wohl sein bestes Geschäft des Tages. Er preist auch seinen guten Tsipouro an – gut eingeschenkt im Plastikbecher zum Luft wegbleiben;) der hat eher 50% als 40%. Da kauf ich doch glatt nen Liter – das hält dann schließlich auch 6 Wochen und schmeckt immer prima:)
Fähre nach Italien: Klaus darf bei den ganz Großen mitspielen! Endlich fühlt er sich richtig einsortiert: Nicht immer nur bei den ganzen kleinen PKWs im Sandkasten rummachen;) Andererseits: Ob er sich mal überlegt hat, was mit ihm passieren würde, wenn einer der wirklich Großen mit seinen 40 Tonnen auf hoher See in Bewegung kommen würde? Der arme Klaus! Kann nicht passieren? Doch! Kein Sattelzug wird verzurrt, kein hektischer Einweiser hat irgendwas von „Gang einlegen und Handbremse anziehen“ gesagt. Aber zumindest Hinweisschilder? Ach was! Die Fährunternehmen setzen offenbar auf gesunden Menschenverstand, allerdings eher bei den anderen…. aber meistens geht es ja gut:)
Vielleicht hätten wir gleich von Albanien aus übersetzen sollen – aber billiger kann’s von dort kaum noch sein: Wir hätten ohne Kabine für Klaus und uns nur € 145,- gezahlt, das ist wenig. Mit Kabine waren es dann ca. € 80,- mehr.
M: Brindisi: Da auch wir schließlich heil über das Ionische Meer kommen, kann ich mein (angesichts der bisherigen Erfahrungen mit der Qualität von Internetverbindungen auf Stell- und Campingplätzen beschlossenes) Vorhaben auch gleich in die Tat umsetzen: Ab jetzt nur noch mit eigener Prepaid-Karte des jeweiligen Landes! Bei einem TRE-Shop werden wir fündig: SIM-Card für € 5,- + obligatorische Erstaufladung für € 3,- und weitere € 15,- für „Super Web 100„. Prima Sache, damit gibt es 100 Stunden Internet, gültig für einen Monat (verlängerbar), nutzbar in UMTS-Sticks am Notebook oder Router – passt!
Gut, es gibt dann in der Praxis später noch die ein oder andere Anlaufschwierigkeit;) – aber nachdem es dann läuft, ist es einfach nur gut und zuverlässig. Und das aus Deutschland mitgeschleppte Alditalk-EU-Internet-150-Roaming-Dings kann endlich in die Tonne getreten werden. So schnell konnte man da gar nicht zuschauen, wie unsere beiden Notebooks die jeweils 150MB verbruzzelt haben (egal, wie restriktiv die eingestellt wurden) und dann fleißig im Minutentakt evtl. vorhandenes Guthaben vernichtet hat.
Und das, was bisher auf den diversen Plätzen als Internet angeboten wurde, war oft auch eine pure Zumutung und z.B. für Foto-Uploads kaum nutzbar.
Brindisi ist (mit)tagsüber ausgestorben, gewinnt aber deutlich am Abend: Dann lebt es – und in milder Beleuchtung zeigt sich die Stadt gewinnend.
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