Tag 218: Auf nach Marseille & Wanderung in den Calanques

B: Unsere Reise geht weiter, heute nach Marseille (M: Heutige Fahrtstrecke: 30km:)). B: Es soll hier nur einen Stellplatz geben, der nah genug am Zentrum liegt, um ernsthaft für uns in Frage zu kommen. Es ist der Marly Parc. Zu dem lassen wir uns von GPS-Karin erst mal hin navigieren, wissend (Martin hat die Karte studiert), dass sich dort, wo er liegt, auch ein guter Ausgangspunkt für eine weitere Wanderung zu einem der Calanques befindet. Diesmal aber wollen wir in diese sehr reizvolle Küstengegend von Marseille aus wandern. Als der Stellplatz ausgemacht ist, parken wir den Klaus ein Stück weiter Richtung Wanderweg. Noch wissen wir nichts über ausgebuchte Stell- oder Campingplätze!

Die Wanderung ist klasse! Steinigschön ist die Landschaft, weite Ausblicke über Hügel, Felsen und Meer zeigen sich, nachdem wir erst mal durch ein Stück Wald nach oben gestiegen sind. Der Abstieg zu dem Calanque de Sormiou wird uns durch viele lose Steine, auf denen wir  immer wieder ausrutschen, erschwert. Unten angekommen, finden wir einen kleinen Ort vor, bestehend aus winzigen Ferienhäuschen, die ich sehr hübsch finde. Beim Weitergehen kommen wir zu der kleinen Bucht des Calanque. Einige Tagestouristen tummeln sich hier, obwohl das Wetter ziemlich durchwachsen ist. Offensichtlich wird hier an Wochenenden richtig gefeiert. Eine improvisierte Bühne, Boxen, Kisten und Kästen, Kabel und eine Lichterkette weisen darauf hin. Nachdem wir uns eine Weile in der Bucht ausgeruht haben, wandern wir zurück zum Klaus, diesmal größtenteils einen anderen Weg entlang. Wunderschön ist es hier, und so erstaunlich nah an der großen Stadt!

Am Camper angekommen, fahren wir das kurze Stück zum Stellplatz zurück. Als ich an der Rezeption nach einem Platz frage, meint die freundliche Dame, dass es keinen mehr gäbe, es seien alle Plätze belegt oder schon reserviert. Nach einem kurzen Moment der Ratlosigkeit meinerseits, kann sie sich dann doch dazu durchringen uns noch ein Plätzchen direkt neben der Rezeption zu überlassen, das eigentlich kein Stellplatz ist. Wir sind sehr froh und dankbar, wären wir doch sonst wirklich aufgeschmissen gewesen! Das junge Paar, das nur einige Minuten nach mir in der Rezeption einläuft, muss enttäuscht mit seinem Camper wieder abziehen. Das scheint das ultimative Anzeichen dafür zu sein, dass wir endlich in der Hauptsaison angekommen sind. Denn Stellplätze, auf denen es keinen Platz mehr gibt, sind uns bisher unbekannt gewesen! Sonst hätten wir ja vor unserer Wanderung schon nach einem Platz auf dem Marly Parc gefragt.

M: Die beiden großen Calanques Sormiou und Morgiou, die von Marseille aus erreichbar sind, haben einen ganz anderen Charakter als die von Cassis aus zu erreichenden Calanques. Sie sind nämlich beide über schmale, gewundene Gebirgsstraßen auch für den normalen Fahrzeugverkehr erreichbar und davon wird rege Gebrauch gemacht. Es reicht aber nur für ein Fahrzeug, zwei aktuelle PKWs können sich schon nur durch achtsame Fahrt passieren, hat auch nur eines der sich begegnenden Fahrzeuge Bus-Breite, dann klappt das passieren nur an Ausweichbuchten. Und so schlängelt und staut sich der Verkehr bereits jetzt im Schneckentempo die Felsen hoch und runter – da hätte ich keine Lust drauf, schaue mir das aber von unseren Wanderwegen aus fasziniert an.

Die Route zum Calanque Sormiou, die wir heute auswählen, ist lt. Wandertafel in der Kategorie „leicht“ angesiedelt. Das mag zutreffen, es gibt aber einen Abschnitt, der seitlich am Steilhang entlangführt und (wie B: schon geschrieben hat) von vielen losen Steinen, die auf Felsplatten rutschen und rollen, gesäumt ist, der ein ganz anderes Attribut verdient. So sind eben auch etliche Leute hier unterwegs, die entweder selbst oder per unpassendem Schuhwerk von der Sache ziemlich überrascht und überfordert sind…..

In der Bucht von Sormiou war wohl schon seit langer Zeit ein Fischerhafen etabliert, eine kleine Ansiedlung schmaler Fischerhütten gibt Zeugnis davon. Diese Hütten sind heute großteils zu Feriendomizilen umgebaut, aber alles hier in der Bucht bleibt kleinmaßstäblich und ursprünglich. Romantisch „schruddelig“ wäre eine weitere zutreffende Klassifizierung;) Ja, es kommen  viele Autos hierher, auch Boote von Marseille aus, die nur „ums Eck“ schippern müssen, aber alles bleibt improvisiert und auf angenehme Weise gammelig. Am gammeligen Strand gibt es ein paar gammelige Kneipen und gammelige Häuserchen und so weiter …. trotzdem passt alles irgendwie und ist im Ganzen furchtbar hübsch.

Interessant auch, dass die große Stadt Marseille bis direkt an den Rand der Calanques heranreicht. Man kommt aus der Stadt kaum heraus, passiert lediglich ein paar schläfrige und ursprüngliche Vororte und steht dann unmittelbar im Gebiet der Calanques und des Nationalparks. Von dort aus kann man auf den Höhen auch wieder weit über das Stadtgebiet schauen.

Prima, dass Bettina am Camper-Stellplatz beim Seniorchef und bei der energischen Chefin offenbar auf Sympathie gestoßen ist und wir gerade noch ins sichere Domizil eingelassen wurden. Hohe Zäune, ein fettes Rolltor – wie Sicherungsverwahrung;) Aber sinnvoll in Großstädten, denn auch wenn nix passiert, es gibt jedenfalls ein gutes Gefühl, den Camper in Städten mit hoher Kriminalitätsrate sicher verwahrt zu wissen.     

Später erschließt sich mir dann auch die -für uns sehr überraschende- Voll-Auslastung des Platzes, denn irgendwie stehen hier überall und massenweise Camper einer Marke herum, von der ich bisher noch nichts gesehen oder gehört habe. Kurz und gut: Hier ist gerade Jahrestreffen der NOTIN-Freunde, des Club Tivaou🙂

Es ist durchaus spannend, wie wir immer wieder auf ganz spezifische Details von Stell- und Campingplätzen stoßen. Auch die Präsenz der Besitzer/Verwalter ist so stark unterschiedlich, dass man sie manchmal gar nicht wahrnimmt (vielleicht sind sie auch nie da) und manchmal -so wie hier- sie omnipräsent sind. Auf diesem stadtnahen Gelände in einem kleinen eingemeindeten Vorort von Marseille waltet eine Familie, die ihre Wurzeln m.E. in der Schaustellerei hat. Sicher ist der Marly-Parc früher das Winterquartier der Unternehmung gewesen und wurde dann umgedeutet zum Camper-Stellplatz. Noch mehr als Maman ist es der Patron, der seinen Ursprung als früherer Chef eines Fahrunternehmens kaum verleugnen kann;) Jedenfalls sind sie alle hier erst mal grundsätzlich etwas misstrauisch und dann sehr nett, auf bodenständige Art und Weise. Gut so.                    

    


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