Tag 216: Wanderung durch die Calanques von Cassis

B: Die Sonne scheint heute wieder und so wandern wir zu den ersten drei der Calanques, die zwischen Cassis und Marseille den Küstenabschnitt säumen. Calanques sind Buchten mit fjordartigem Charakter, wie ich gelesen habe. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die auf die Idee kommen, sie besuchen zu wollen. Das kennen wir gar nicht, dass Wanderwege so voller Menschen sind (nur in CinqueTerre hatten wir mal eine Idee davon bekommen). Ganze Familien, auch gern mit kleinen Kindern, machen einen Ausflug, um diese schönen Buchten zu sehen und wir sind etwas erstaunt, sollte dieser Wanderweg doch einem mittleren Schwierigkeitsgrad entsprechen (das wertet unsere Tagesleistung natürlich gleich dramatisch ab).
Der erste der 3 Calanques -Port-Miou- wurde zum Yachthafen umfunktioniert.
Sehr ansprechend haben sie ihn angelegt. Ein unaufdringlicher Holzsteg läuft entlang der Felsen, an ihm werden die Boote befestigt. An der zweiten Bucht -Port Pin- ist Badespaß für die ganze Familie angesagt und so bleiben wir hier auch nicht lange. Bis hierher war es auch wirklich nur ein Spaziergang. Um zu dem dritten Calanque -En Vau- zu gelangen, muss man allerdings ein Stück steil bergab klettern und ich frage mich, wie sie da die kleinen Kinder durchgezerrt haben, die uns kurz vorher mit ihren Familien entgegen kamen. Hier, zwischen den steilen Felsen bis zur Bucht zu laufen, ist ausgesprochen schön. Kletterer hängen in dem ein oder anderen Fels und an der Bucht, deren Strand aus kleinen Steinen besteht, sitzen einige Leute: Kletterer, Familien, Wanderer. Kinder schwimmen in dem noch ganz schön kalten Meerwasser und das macht Martin dann auch. Der ist mutig – mir ist es noch zu kalt!

Als wir abends nach unserer Wanderung wieder in Cassis einlaufen, suchen wir direkt nach einem Restaurant. Kochen wollen wir jetzt beide nicht mehr. Nachdem wir einige Speisekarten studiert haben, entscheiden wir uns für Pizza und Muscheln mit Pommes, was hier ein Standardgericht zu sein scheint und wir sind schließlich immer offen für lokale Spezialitäten 🙂

M: Moules et Frites – das lernen wir später noch, ist nicht nur eine lokale Spezialität, sondern wird uns noch durch unsere weitere Frankreich-Zeit begleiten, zumindest, solange wir in Meeresnähe bleiben. Gut, es soll ja auch andere Nationalitäten geben, die z.B. ihre Kartoffelstücke mit Essig genießen. Oder wieder andere, die haufenweise Ketchup und Mayo über die Pommes gießen;)   Warum also nicht Pommes mit Miesmuscheln (oder andersrum)? Schmeckt übrigens gut, wird gerne im emaillierten Topf serviert, braucht haufenweise Platz auf dem Tisch und könnte gut und gerne als Slow-Food durchgehen. Die Muscheln schwimmen im Sud, sind manchmal mit Tomatensoße angereichert und wollen alle noch aus der Schale heraus gepult und gelutscht werden. Das dauert….

Das Massif de Calanques ist übrigens nicht nur durch die Fjorde geprägt, sondern stellt auch ein eigenständiges Kalksteingebirge am Meer dar, das für grandiose Felsküsten und Erhebungen bis zu 565m (Mont Puget) steht. Das Felsgebiet zwischen Cassis und Marseille bildet mit seinen Meeres- und Küstenabschnitten den jüngsten Nationalpark Frankreichs, den Parque Nationale des Calanques.  Gut, dass wir im Frühjahr hier sind, denn im Sommer, ab Juni,  scheinen häufig -wg. Brandgefahr- alle Wege in die Calanques gesperrt zu werden. Da können wir diesmal einen Vorteil unserer derzeitigen Reisezeit verbuchen;)    

Auf dem Rückweg vom Calanque d’En Vau (der übrigens -zu Recht- als einer der schönsten Calanques gilt und nur per Boot oder zu Fuß erreichbar ist) wählen wir einen anderen Weg, nämlich nicht die „Touristen-Route“, sondern einen Wirtschaftsweg über den Bergrücken der Calanques. Dieser Weg erschließt sich uns nur durch die am Vortag getätigte Investition in eine gescheite Wanderkarte für das gesamte Gebiet der Calanques – eine gute Wahl, denn: schlagartig herrscht dort Ruhe vor und wir begegnen kaum noch einem Menschen. Sehr erholsam nach dem wüsten Getrampel und Gequetsche auf dem Hinweg. Da war ja ein Betrieb wie auf dem Mount Everest…. oder wie beim Massenandrang auf den Mont Blanc….

Mitten auf dem Rückweg, schon der Bucht von Cassis zugewandt, passieren wir in schöner und einsamer Landschaft die Auberge de Jeunesse von Cassis. Tolle Aussicht auf die Bucht und die Klippe Cap Canaille, weit draußen, so genießen hier scheinbar eher Ruhe suchende Paare die spezielle Atmosphäre und weniger das vermeintliche Zielpublikum einer Jugendherberge.    


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