Tag 177: San Gimignano

B: Wir überlegen, ob wir mit der Holda oder vielleicht doch mit dem Bus die 3 km nach San Gimignano reinfahren. Ich habe auf’s Holdafahren keine Lust im Moment: zu kalt, zu ungemütlich. Da aber offensichtlich die Busse meinen, dass  es im Moment noch keinen Bedarf für sie gibt – zu angegebenen Zeiten taucht keiner auf – fahren wir mit der Holda. Der Tag ist sonnig und so geht das auch ganz gut. Als wir durch die Stadtmauer durchgehen, versuche ich herauszufinden, ob ich noch etwas erkenne, denn vor ca. 20 Jahren war ich mal im Januar hier (jetzt nicht die empfehlenswerte Jahreszeit für San Gimignano). Einen Hauch einer Ahnung habe ich noch, aber das meiste betrachte ich mit neuen Augen. Es frühlingt auch hier, einfach wunderbar. Menschen tummeln sich in den Gassen, sitzen in Cafés auf dem kleinen, größten Platz des Ortes –  und dort ist heute gleichzeitig Markt. San Gimignano ist recht überschaubar, es glänzt mit seinem mittelalterlichen Stadtkern und den Geschlechtertürmen, für die es bekannt ist. Von einem kleinen Park aus gelangt man auf einen Aussichtspunkt der Stadtmauer, von der aus man einen fantastischen Blick auf die typisch toskanische Landschaft hat. Und: in San Gimignano gibt es die schönste öffentliche Toilette, die ich bisher auf unserer Reise gesehen habe – sie ist wirklich einen Besuch wert 🙂 (die hintere im Ort!). Auf dem Rückweg zur Holda kauft sich Martin auf dem Markt ein anständiges Schinken-Sandwich und ich leiste mir ein dickes Eis!

Zufrieden geht’s zurück zum Klaus und bald fahren wir weiter nach Lucca. Dort finden wir ein Plätzchen zum Schlafen auf einem großen, öffentlichen Parkplatz. Hier wohnt noch mehr fahrendes Volk und heute Abend wird dort eine Zeltparty gefeiert. Der Lärm geht aber gar nicht so lang, heftiger ist da schon die Disco, die irgendwo in der der Nähe sein muss. So halbwegs klappt’s dann später doch noch mit dem Schlafen.

M: San Gimignano ist so, wie ich mir Monteriggioni den Beschreibungen nach vorgestellt hätte. Zwar ist auch diese Stadt gnadenlos vermarktet und mit Florenz, Pisa und Siena meistbesucht in der Toskana, aber sie ist eigenwillig und original genug, um trotzdem ihren starken Charakter zu behaupten.

Das mit den „Geschlechter“-Türmen darf man sich in etwa so vorstellen wie heute „mein Haus, mein Boot, mein Auto“ … also ging es auch in der Stadt der Türme nur darum, wer hat den größten (ähm, Turm natürlich). Das war aber von heute aus betrachtet eine gute Idee, denn von den einstmals über 70 Türmen sind noch 15 erhalten und prägen auch heute noch das Stadtbild. So hat’s denn auch für San Gimignano zur Aufnahme in die Liste des inzwischen allen eifrigen Leserinnen unseres Blogs gut bekannten UNESCO-Welterbe gelangt;)

Ein uns in Italien -so auch in San Gimignano- immer mal wieder begegnendes Phänomen sind die „Museo della Tortura“ – hier kann man sich an alten Folterwerkzeugen und gar lustigen Puppen, die gefolterte Menschen darstellen sollen, ergötzen… nix für uns;) 

Abends dann, bei der Fahrt in die größere Stadt Lucca hinein (Feierabendverkehr, viele Spuren in eine Richtung, Lärm, Quängelei) wird bei mir das Gefühl wieder deutlich, dass es mich immer mehr Überwindung zu kosten scheint, eine Gegend „weit draußen“ zu verlassen und in eine Urbanität einzufahren. Wo das noch hinführen soll…. irgendwann werde ich selbst noch vor kleinsten Nestern zurückschrecken und am liebsten einsiedeln (oder so …. und eh nur, wenn Bettina mitkommt;)).       


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