Tag 172: Rom – der Petersdom

B: Da der Petersdom ja von innen sehr imposant sein soll, wollen wir uns heute an dieses ‚Projekt‘ wagen. Denn: es ist kostenlos dort hinein zu gehen und es wollen ihn viele sehen, praktisch alle Touristen, die sich gerade in Rom herumtreiben, vielleicht nicht alle heute, aber doch sehr viele, denk ich. Entsprechend wissen wir, kann es zu langen Wartezeiten kommen. Als wir dort am frühen Nachmittag ankommen, hat sich schon eine Riesenschlange gebildet. Wir stellen uns hinten an, in der Hoffnung, dass die Leute samt uns möglichst schnell in den Dom reingeschleust werden. Während wir da so stehen, überlegen wir uns schon, was wir uns außer dem Dom noch im Vatikan gerne ansehen wollen. Die Sixtinische Kapelle und die Vatikanischen Museen wären da noch Ideen, die wir hätten. In der Schlange kommen wir leidlich schnell voran, also man merkt wenigstens, dass es ab und zu weiter geht. Dann kommt die richtig kritische Endphase: alle diese Menschen müssen durch eine Sicherheitskontrolle, erst sind noch drei davon geöffnet, dann nur noch zwei dieser Nadelöhre. Es wird immer enger und wo man sich am Besten anstellt, sehen wir erst, als es schon zu spät ist. Bei uns in der Schlange geht praktisch nichts voran. Ein großes Spektrum an Gefühlen ist man da fähig zu durchlaufen, von Resignation, Genervtsein, Wut, Verzweiflung bis hin zu einer gewissen Heiterkeit und es ergeben sich nette Unterhaltungen mit Mitanstehern: wir stellen fest, es fehlen uns nur noch der Kaffee und der Kuchen zu unserem Glück. Nachdem wir endlich durch sind – es sind fast 2 Stunden vergangen – bin jedenfalls ich ein bisschen wie durch den Wolf gedreht, muss erst mal meine emotionale Lage sortieren (soll ich jetzt lachen oder weinen?), um dann das Ganze von mir abzuschütteln und mich endlich diesem gigantischen Bauwerk zu widmen. Wir gehen also hinein und ich würde sagen, die ganze Ansteherei war es wert. Alles in diesem Dom ist RIESIG!! Alles erscheint überdimensioniert. Auch die Marmorstatuen, eine schöner, als die andere, sind groß, also sehr groß! Der Eindrücke sind fast zu viele. Ein Teil im hinteren Abschnitt des Doms ist abgetrennt. 2 ‚Türsteher‘ bewachen einen kleinen Durchlass und Martin erkennt schnell, dass dort eine Messe abgehalten wird, so sagt er die richtige Losung: Nein, wir wollen nicht nur gucken, wir wollen an der Messe teilnehmen. Also dürfen wir durch und erleben eine Messe im Petersdom. Mit feinem Gesang ausgebildeter Stimmen in diesen hohen Hallen. Ganz still zu sein und zu lauschen für eine Weile ist eine Wonne, auch wenn wir kein Wort verstehen, oder gerade deshalb? Denn im Rest des Doms ist reges Treiben, zig Menschen, die kommen und gehen, staunen und fotografieren. Nach all dem Sehen und Hören und Wandeln durch diesen enormen Raum ist es uns beiden genug für heute an Eindrücken, gut, dass die sixtinische Kapelle und alle Museen mittlerweile geschlossen haben dürften. Heute fahren wir mit der Metro zurück bis zu der Station, die unserem Stellplatz am nächsten ist. Dort haben wir die Holda abgestellt. Bevor wir aber ‚heim‘ fahren, nehmen wir die Verlockung des ehrlichen italienischen Schnellimbisses an, der uns direkt an der Metrostation entgegenleuchtet. Lecker Patatine fritte und den Rotwein aus Plastikbechern: Genau das Richtige, um wieder ein Stück auf den Boden zu kommen nach all den entrückenden Erlebnissen des Tages.

M: Nach gut 2 Stunden Petersdom-Anstehen (gefühlt: min. 4 Stunden) kommt der letzte Streß-Test: Vor Personen- und Taschenscanner wird’s eng und enger. Von 10er-Reihen kanalisiert sich das Gemenge auf 3,2,1er Reihen und im Moment größter Not ist man dann auf einmal durch.
Hinter dem Scanner angelangt und wieder im Besitz meiner Körperfunktionen dachte ich, es sei ne nette Idee, mal das irrwitzige Gequetsche vor dem Scanner abzulichten. Upps – das haben die italienischen Polizistinnen an der Menschenschranke aber falsch verstanden! Sofort kommen 3 staatlich Uniformierte auf mich zu und wollen meine Kamera ausgehändigt haben, die geb‘ ich aber nicht her:( Böse Blicke, harsche Worte, so ganz versteh ich’s in dem Moment nicht (später schon;)). Jedenfalls bleibt eine Polizistin hartnäckig bei mir und will, dass ich zumindest ihr die Speicherkarte aushändige oder sofort lösche. Mach ich aber auch nicht – da ist noch zu viel drauf, was noch nicht auf das Notebook übertragen ist. Also soll ich ihr zumindest die Bilder zeigen und löschen, die ich zuletzt (hinter dem Scanner) aufgenommen habe. Jetzt versteh ich’s auch: Die dachten, ich hätte fotografiert, was die mit dem Scanner „sehen“ können, klar! Während die gute Frau mit mir rumzackert, geht’s an der Menschenschleuse nicht weiter, denn sie ist eigentlich die „Schleuserin“…. Dann kommt auch noch mal der Chef von det Janze und nöhlt abermals herum, was ich mir dabei überhaupt gedacht hätte…. Ähm: Nix! Denn: Was hat mich deren Scanner-Geheimnis interessiert? Null. Aber diese tolle Menschenquälerei und -quetscherei in dem Coral vor der Scanner,
die fand ich halt schon interessant und fotografierenswert. Sei’s drum. Übrigens wären durchaus bis zu 6 Schleusen aktivierbar gewesen, aber es waren eben nur 2 in Betrieb…

Im Vorfeld unseres Besuches hatte ich auch die Zauberformel für das Überwinden der Schweizergarde in Erfahrung gebracht, damit wir auch in den Vatikan reinkommen. Das soll so gehen: Den Schweizergardist ohne Hellebarde (das ist der Chef)  im Durchgang links am Dom auf Deutsch ansprechen und nach dem Deutschen Friedhof fragen. Den gibt es im Vatikan und angeblich wird man aufs richtige Stichwort dann dorthin geleitet. Hätte ich gern mal ausprobiert, aber nach stundenlangem Anstehen, dann überwältigender optischer Opulenz -hoch, groß, viel- und einem echten Live-Gottesdienst im Dom reicht’s. Völlig. Das Tages-Maximum an Eindrücken ist längst erreicht – also heute keine Vatikan-Innenansicht mehr …

Vatikan = UNESCO-Welterbe.

Unser letzter Rom-Tag, morgen geht’s weiter. Rom aber kommt für uns eindeutig in die Merke-Kiste.


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