Tag 163: Die Kartause von Padula

B: Morgens, als wir noch im Bett liegen, will der eifrige Parkplatzwächter schon kassieren – ich kann ja italienisch 🙂 und versuche es mit ’no adesso‘ – ’nicht jetzt‘, da versteht er mich sofort und verabschiedet sich erst mal freundlich. Heute früh fehlen uns definitiv ein paar Dinge zum Frühstücken. Ich entscheide mich bei dem Wetter (frühlingshaft sonnig) mit dem Radl den nächstgelegenen Supermarkt anzusteuern. Den netten Parkplatzwächter frage ich, wo es den nächsten Supermarkt gibt, als ich  dann ordentlich angezogen und mit Fahrrad ausgerüstet, bezahle. Er erklärt es mir gut: halb italienisch – halb mit Zeichensprache – das können sie ja wirklich, die Italiener, die Zeichensprache, umso schneller lerne ich nach und nach immer mal ein paar Worte auf Italienisch.
Nach dem Einkaufen und Frühstücken und so weiter und so fort, suchen wir die Kartause von Padula auf. Leider hat es mit dem Wetter deutlich nachgelassen, es wird kühler und kühler. Der komplette Bau aber ist ungeheizt, was bei unserer Besichtigung zunehmend schwierig wird, jedenfalls für mich. Von diesem Problem mal abgesehen ist das Kloster eine Wucht, ich meine das wirklich in diesem Sinne. Mir bleibt der Mund offen stehen in Anbetracht dieser Pracht. Das können nur die Fotos, die Martin gemacht hat, belegen. Und das mit dem größten Kreuzgang muss stimmen – gigantisch bis überdimensioniert, eher unglaublich. Wir sind uns einig – wenn mal kein Tourist da ist, füllen die Mönche die Gänge, die zum Brunnen führen auf und der Brunnen wird per Knopfdruck in den Boden abgesenkt und dann wird hier Fußball gespielt, da heißt es: ‚Los geht’s, Jungs‘. Interessant ist noch die Ausstellung von Fundstücken, die zum Teil aus der vorchristlichen Zeit stammen. Sie ähneln verblüffend den Vasen und Alltagsgegenständen, die wir schon in griechischen Museen gesehen haben. Kein Wunder, wie wir dann rausfinden, war ja alles mal das große Griechenland hier, wie uns der freundliche Herr, der die Ausstellung bewacht, erklärt.
Der gibt uns auch den Tipp, dass es in dem Areal eine Schau für mediterrane Lebensmittel zu sehen gibt. Nicht, dass wir das Zielpublikum wären, aber wir dürfen auch mal gucken. Wunderbare Gewölberäume, liebevoll instandgesetzt, in denen Stände aufgebaut sind. Nudeln, eingemachte Gemüse, Weine, Fische, Nüsse, Wurst, Pestos werden dort von Anbietern aus der Region ausgestellt. Sehr lecker, aber die meisten Probierhäppchen sind leider schon weggefuttert, als wir an den Ständen vorbei gehen.

M: Hier in der Kartause von Padula zeigt sich bei der Food-Veranstaltung „La Dieta Mediterranea„, dass die UNESCO doch mehr macht, als „nur“ Welterbe-Stätten auszurufen. Diese Veranstaltung steht unter der Direktive der UNESCO und dient u.a. wohl der Förderung von regionalen Produkten und Agrar-Projekten, die dem Grundgedanken der Dieta Mediterranea entsprechen. Na, uns ist es recht, die Location und die Stände sind auch für uns eine Freude, obwohl wir uns sicher nicht als das vorgesehene Fachpublikum bezeichnen können;)

Als echtes Fachpublikum dürfen allerdings die Busladungen voller Jungköche/-Köchinnen und Gastronomie-Auszubildender gelten, die in voller Berufskleidung am Morgen den Parkplatz direkt bei unserem Klaus „überfallen“ und die für uns noch verschlafene Welt mit lebendigem Gewusel und Gekreisch erfüllen.

Ach ja: Die Kartause von Padula selbst ist natürlich auch mal wieder UNESCO Weltkulturerbe – diesmal wussten wir es vorher gar nicht ….

Nicht mal annähernd scheint es mir mit der kleinen Kamera zu gelingen, die ganze -auch noch enorm vielfältige- Pracht einzufangen, so muss es diesmal die schiere Anzahl von Bildern richten …

Bemerkenswert fand ich hier auch so nebensächliches Zeug wie die Klosterküche – was für ein riesiger Raum,  voll mit Küchen-„Einbau“-Möbeln!

Helle Freude hat mir der im Kloster allgegenwärtige Fußboden aus rautenförmigen und farblich abgesetzten Steinfliesen bereitet. Diese Gestaltung bringt eine solche dreidimensionale und verwirrende Wirkung mit sich, dass man selbst direkt danebenstehend glaubt, es würde sich um Stufen und nicht um eine platte Fläche handeln. Musste diesen verblüffenden Effekt (der Escher in nichts nachsteht;)) unbedingt „in Aktion“ fotografieren. Schaut Euch die Fotos dazu mal ne Weile an;)

In den Kloster“zellen“ (die „pro Mönch“ aus mehreren Räumen und jeweils eigenem Gartenanteil bestehen) ist Gegenwartskunst etabliert, aber anscheinend ist immer nur jeweils eine Zelle offen. So bestaunen wir die Installationen in Zelle 4.                     

Das mit dem gut getarnten Fußballfeld im Innenhof des Säulenganges der Kartause passt auf alle Fälle, denn der Säulengang soll eine Gesamt-Fläche von 12.000m² haben und ein Fussballfeld hat diese Abmessungen: „Die Länge der kurzen Seiten (Torlinie) soll zwischen 45 und 90 Meter, die der langen Seiten (Seitenlinie) zwischen 90 und 120 Meter betragen (üblich sind 68 auf 105 Meter)“. Also, was machen die „Azzurri“-Mönche, wenn keiner da ist? Na klar …..  

Und eigentlich wäre da auch noch der historische Ort Padula mit antiken Ausgrabungsstätten (und attraktiver Hanglage;)) und allem möglichen – aber heute, nach der Kartause, geht gar nix mehr. Überwältigende und viel zu viele Eindrücke, finito.  

B&M: Unser nächstes Ziel ist Salerno – dort übernachten wir, nach mehreren vergeblichen Anläufen, den Hafenbezirk zu entern, auf einem hässlichen -kommunalen- Stellplatz, der an einen Einstellplatz für abgeschleppte Autos angegliedert ist (ist ja auch nicht schön). Aber das ist nicht wichtig, Hauptsache wir können hier in aller Ruhe übernachten und das tun wir.

Kartause von Padula:

Padula Agrar-Messe:


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